Jahrestagung

Zur Jahrestagung treffen sich die Mitglieder des Deutschen Bühnenvereins an jährlich wechselnden Häusern. Die Mitglieder, also Intendant:innen und Verwaltungsdirektor:innen der Theater und Orchester in Deutschland sowie Vertreter:innen aus der Kulturpolitik und der Kulturverwaltung beraten gemeinsam über die aktuelle Situation der Bühnen und entwickeln Strategie für die Zukunft. Externe Gäste geben inhaltliche Impulse zu aktuellen Themen.

Die Jahrestagungen sind geprägt von intensivem Austausch, kulturpolitischem Input und Diskurs auf allen Ebenen. Seit einigen Jahren runden thematische Workshops das Angebot der Jahrestagung ab.  

Im Rahmen der Jahrestagung fasst die Hauptversammlung alle erforderlichen satzungsgemäßen Beschlüsse. Zur Vorbereitung dieser Versammlung beraten sich die Gruppen, bereiten die Beschlussvorlagen vor und wählen die Mitglieder, die sie in die Gremien des Verbands entsenden.

Jahrestagung 2025

Vom 5. bis 7. Juni 2025 tagte der Deutsche Bühnenverein in Chemnitz, der aktuellen Kulturhauptstadt Europas. In den Theatern Chemnitz trafen sich rund 280 Kulturpolitiker:innen und Vertreter:innen aus der Kulturverwaltung sowie Intendant:innen und Verwaltungsdirektor:innen aus ganz Deutschland. 

Auftakt mit Nino Haratischwili

Es funktioniert! Mit dieser Erfolgsmeldung haben Barbara Klepsch, sächsische Ministerin für Kultur und Tourismus, und Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky die Gäste der Bühnenvereins-Jahrestagung in der Chemnitzer Oper begrüßt. In die europäische Kulturhauptstadt strömen seit der Eröffnung am 18. Januar Besucher:innen zu Hunderttausenden und erleben, wie Kunst Kraft entfalten kann.  

»Eine Stadt mit Kultur in die Zukunft zu führen, ist wunderbar«, erklärte Christoph Dittrich, Generalintendant der Theater Chemnitz und Gastgeber der Tagung. Rund 280 Mitglieder des Bundesverbands trafen sich in dem Fünf-Sparten-Haus, um zu diskutieren, zu netzwerken und ihre Vertreter:innen für die Gremien zu wählen. Die erste Wahl des Tages: Einstimmig hat der Verwaltungsrat die Geschäftsführende Direktorin Claudia Schmitz in ihrem Amt bestätigt.

»Ich will mich nicht beschränken«, kündigte Nino Haratischwili, Theaterregisseurin und Autorin, an, bevor sie rund 30 Minuten leidenschaftlich und anklagend, mutmachend und herausfordernd über Theater sprach, über »Die flüchtige Beständigkeit«. In den Häusern fehle die Risikobereitschaft, das Vertrauen, mit Geschichten auf der Bühne Menschen zu berühren. Es fehle der Raum, scheitern zu können, und das Vertrauen in eine Jahrtausende alte Tradition.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion befragte Bühnenvereinspräsident Carsten Brosda neben der deutsch-georgischen Künstlerin den Mannheimer Intendanten Christian Holtzhauer und die Dresdner Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch, woran sich der Erfolg der Theater und Orchester bemisst. Es brauche Haltung, um Meinungen auszuhalten und Möglichkeiten auszuloten, mit diesen Impulsen startete der Bühnenverein in die Diskussionen.  

Carsten Brosda als Präsident des Bühnenvereins wiedergewählt

Einstimmig wiedergewählt: Carsten Brosda, Hamburgs Senator für Kultur und Medien, wird dem Deutschen Bühnenverein auch weiterhin als Präsident vorstehen. Bei der Hauptversammlung in Chemnitz bestätigten die Mitglieder den Kulturpolitiker am 6. Juni im Amt.

Vor der Wahl hatte Carsten Brosda die Mitglieder auf das diesjährige Treffen eingestimmt. Brosda mahnte, freie Kunst zu ermöglichen, die Transformation der Bühnen voranzutreiben und mit zeitgemäßen Tarifverträgen als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.

»Wir leben in Zeiten, in denen es oftmals so scheint, als gäbe es keine vernünftigen Alternativen zum Status Quo. Diese gefühlte Ausweglosigkeit fordert Theater und Orchester heraus. Auf den Bühnen sehen wir schließlich jeden Tag, dass etwas anderes als die derzeitige Wirklichkeit denkbar und spielbar und damit auch in die Welt zu bringen ist. Wir müssen das gesellschaftliche Bewusstsein für den Wert dieser künstlerischen Arbeit stärken. Ohne Investitionen in eine freie und vielfältige Kunst wird unsere Gesellschaft auf Dauer ärmer werden. Gerade in krisenhaften Zeiten brauchen wir die kreative Leidenschaft und den ästhetischen Eigensinn der Künste mehr denn je.«

Zu Gast in der Kulturhauptstadt Chemnitz

Zum Abschluss der Jahrestagung des Deutschen Bühnenvereins gaben Christoph Dittrich, Generalintendant der Theater Chemnitz, sowie Andrea Pier, Kaufmännische Geschäftsführerin und Stefan Schmidtke, Künstlerischer Leiter der Kulturhauptstadt-GmbH den Mitgliedern des Bundesverbands einen Einblick, was sich verbirgt hinter dem seit Januar so erfolgreich laufenden Kulturereignis. 

Zehn Jahre hatte Dittrich an die Idee geglaubt und darauf hingearbeitet, dass Chemnitz die vierte Kulturhauptstadt in Deutschland wurde. Deutlich offenbart sich die Sinnhaftigkeit des Zusammenspiels zwischen Kunst und Umgebung, wenn Dittrich von der für den 20. September 2025 geplanten Uraufführung der Oper »Rummelplatz« nach einem Roman von Werner Bräunig erzählt, für das Jenny Erpenbeck das Libretto geschrieben hat. Verhandelt wird das ostdeutsche Leben der Wismut-Arbeiter, die in unmittelbarer Umgebung von Chemnitz in 1000 Meter Tiefe Uran abbauten. Eine Realität, die nach der Wende verdrängt und niemals aufgearbeitet wurde. Ein Roman, der von Erich Honecker persönlich verboten worden war.

Trotz europaweiter Beachtung, Applaus von vielen Seiten und großer Resonanz – die Finanzlage ist auch für die Theater Chemnitz schwierig, erklärte Dittrich auf die Frage von Ulrike Kolter, Chefredakteurin der DEUTSCHEN BÜHNE, die das Podium auf der Opernbühne moderierte. »Im laufenden Jahr haben wir 1,5 Millionen Euro weniger. Und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Das ist kein Vorwurf der moralischen Art, sondern ein wirkliches Problem.« 

Er nannte damit einmal mehr das zentrale Thema für viele an diesen drei Tagen in Chemnitz. Bühnenvereinspräsident Carsten Brosda entließ die Mitglieder so auch mit einer Übersetzung des viel diskutierten und technisch-kühlen Begriff der Transformation. Für ihn lautet die Frage: »Wollen wir uns verändern? Oder wollen wir, dass andere uns verändern?«

Impressionen der Jahrestagung

Frühere Jahrestagungen

Die Hauptversammlung ist ein Teil des dreitägigen Mitgliedertreffens.

Bühnen und Orchester Bielefeld (2024) – Theater Koblenz (2023) – Oldenburgisches Staatstheater (2022) – Digital (2021 und 2020) – Nürnberg (2019) – Lübeck (2018) – Dresden (2017) – Kaiserslautern (2016) – Potsdam (2015) – Mannheim (2014) – Kiel (2013) – Ingolstadt (2012)

Jahreshauptversammlung 2024 in Bielefeld