Transformation
Transformation statt Disruption: Transformation kann nur gemeinsam gelingen.
Transformation braucht die Expertise der Beteiligten. Transformation ist eine Chance für die Zukunft und nicht zwingend ein Sparprogramm. Transformation kann helfen, die Exzellenz der Kunst zu sichern.
Zukunftspakt Bühne - Eine Handlungsempfehlung
Angespannte öffentliche Haushalte, kurzfristige Sparvorgaben für Theater und Orchester in Millionenhöhe, Diskussionen über Haustarifverträge: Die aktuelle Haushaltskrise trifft die Bühnen unmittelbar und an vielen Orten existenziell. Welche Handlungsoptionen bestehen in dieser Situation? Wie können Träger und Leitungen der Theater und Orchester anstehende Veränderungen gemeinsam gestalten? Sind wir dabei Treibende oder Getriebene?
Der Deutsche Bühnenverein hat Expert:innen mit verschiedenen Perspektiven aus der Mitgliedschaft in einem Think Tank versammelt. Ihre Antworten auf diese Fragen finden sich in einer praktischen Handlungsempfehlung für Theater und Orchester in Deutschland. Die Botschaft an die Rechtsträgervertretungen und Theaterleitungen lautet: gestaltet aktiv und gemeinsam die anstehenden Transformationsaufgaben, schließt einen Pakt für die Zukunft und sichert so die Exzellenz der Kunst.
Ein Zukunftspakt, wie ihn die Handlungsempfehlung vorschlägt, gibt der Bühne nicht nur die benötigte Planungsperspektive für mehrere Jahre und Klarheit über das in dieser Zeit zur Verfügung stehende Budget. Im Rahmen des Paktprozesses denken Träger und Organisation gemeinsam über den kulturpolitischen Auftrag, die Rolle und Bedeutung der Bühne für die Stadtgesellschaft nach. Im Pakt vereinbaren die Beteiligten Maßnahmen der Transformation genauso wie die offensive Kommunikation der gesetzten Ziele.
Auf diesem Weg kann die Transformation einer Disruption entgegenwirken, die Theater- und Orchesterlandschaft sichern und nicht zuletzt der Kunst zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. In der Handlungsempfehlung ist zudem eine Toolbox, die Anstöße für die Transformation enthält. Im Fokus stehen Anregungen zum Überdenken der Produktionsprozesse an den Bühnen und Vorschläge für eine erweiterte Kooperation zwischen den Bühnen sowie mit Partnern aus der freien Szene.
Bühnenvereinspräsident Carsten Brosda erklärt:
»In Zeiten knapper öffentlicher Haushalte ist es wichtig, dass die Bühnen und ihre Träger zusammenarbeiten, damit Entscheidungen strategisch und nicht aus bloßer fiskalischer Not heraus getroffen werden. Die Handlungsempfehlung zum Zukunftspakt Bühne bietet eine wertvolle Grundlage für eine gemeinsame Verständigung über die Rahmenbedingungen der Arbeit. Sie soll Kunstfreiheit erhalten, Planungssicherheit gewährleisten und Perspektiven für die Zukunft öffnen. Die Idee eines Zukunftspaktes Bühne geht davon aus, dass es besser ist, Veränderungen selbst zu gestalten, als bloß durch die Umstände verändert zu werden.«
Zukunft gestalten: Wie wollen wir zusammenarbeiten?
Unter dem Titel »Zukunft gestalten: wie wollen wir (zusammen) arbeiten« ist 2023 eine Workshopreihe gestartet. In drei Arbeitsgruppen erarbeiteten und diskutierten künstlerische und administrative Leiter:innen von Theatern und Orchestern Strategien für die Zukunft zu den Themen Arbeitszeit im künstlerischen Bereich, Führung und Nachhaltigkeit. Die Arbeitsergebnisse wurden auf der Jahrestagung 2024 in Bielefeld vorgestellt, mit den Mitgliedern diskutiert und im Anschluss von den Arbeitsgruppen erneut überarbeitet. Die Ergebnisse sind wichtige Impulse, den Verständigungsprozess über die eigene Organisationskultur und die Grundlagen der Zusammenarbeit an den Theatern und Orchestern fortzuführen und weitere Strategien für die Zukunft zu entwickeln.
Arbeitszeit im künstlerischen Betrieb
In der Gruppe zum Thema Arbeitszeit haben die Beteiligten Wechselwirklungen verschiedener Aspekte aufgezeigt. Eine Arbeitszeitenregelung über den NV Bühne böte nach Meinung der AG den klaren Vorteil, dass die Regelung aus dem Kreis der Expert:innen gemacht werden könne und nicht von den Gerichten. Diskutiert wurden die Regelungen zum freien Tag, verbindliche Wochenpläne, die Frage nach Implementierung von neuen Regelungen sowie die Notwendigkeit für ein Teilzeitmodell, das sehr verschiedene Modelle abbildet. Zudem regte die AG an, davon Abstand zu nehmen, Unzulänglichkeiten in der betrieblichen Steuerung einzelner Theater durch tarifvertragliche Regelungen zu kompensieren.
Selbstverständnis Führung
Theater- und Orchesterbetriebe sind komplexe Einrichtungen: Menschen aus vielfältigen Lebens- und Arbeitswelten sind dort in verschiedenen Bereichen mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen beschäftigt. Theater und Orchester wollen sich als attraktive Arbeitgeber:innen, Auftraggeber:innen und Gastgeber:innen positionieren. Dazu bedarf es einer Weiterentwicklung der Führungskultur. Mit einem Werkzeugkasten für gute Führung hat die AG erprobte Tools und Instrumente aus unseren Theater- und Orchesterbetrieben zur Verfügung gestellt, die dabei helfen, gut und wirksam zu führen. Dazu gehört beispielsweise ein ABC für Führungskräfte und für Mitarbeitende, das von A wie Agilität über O wie Organisationsstruktur zu W wie Weiterbildung und Z wie Zuverlässigkeit führt.
Nachhaltigkeit
In einer Präambel hat die AG zur Nachhaltigkeit formuliert, worauf sich die Vertreter:innen der Theater und Orchester verständigt haben: Die Theater und Orchester im Deutschen Bühnenverein sind ein aktiver Partner des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Deutschland. Aufgrund der sich daraus ergebenden Verantwortung verpflichten sie sich, in Zusammenarbeit mit ihren Trägern und im Rahmen ihrer unterschiedlichen Möglichkeiten, die Weichen für die nächsten Jahre als Zeit des Handelns für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030 richtig zu stellen. Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft kann nur gelingen, wenn die Theater und Orchester als wichtiger Teil der Kulturlandschaft in Deutschland diesen gemeinsam mit anderen kulturellen Akteuren gestalten. Die Vereinten Nationen haben 2015 die Agenda 2030 mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung formuliert. Diese »Sustainable Development Goals« (SDGs) haben das Ziel, die globale Zukunftssicherung gleichermaßen sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig zu gestalten. Die Arbeitsgruppe hat für neun SDGs Möglichkeiten herausgearbeitet, wie Theater und Orchester eine nachhaltige Entwicklung unterstützen können.