Smarte Theaterdienste – Use Case des Datenraum Kultur
Im Projekt »Smarte Theaterdienste« des Deutschen Bühnenvereins wurden in Kooperation mit der Akademie für Theater und Digitalität Dortmund und dem Konsortium NFDI4culture Theaterspielpläne maschinenlesbar gemacht. Mittels einer digitalen Schnittstelle können Spielpläne von den Webseiten der Theater automatisiert übertragen werden, etwa in Veranstaltungskalender, Archive oder Kassensysteme. Damit soll dazu beigetragen werden, wissenschaftliche Standards zu verbreiten und Brücken zwischen Datensilos zu bauen. Bereits mehr als 140 Theater, Verbände und Plattformen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Teil des Netzwerks.
Nutzen der Schnittstelle ORIF
Maschinenlesbare Spielpläne reduzieren den manuellen Aufwand für die Verbreitung von Veranstaltungsdaten maßgeblich: Mit diesem Ansatz wird es möglich, mit einer Schnittstelle möglichst viele Anwendungsszenarien umsetzen zu können. Zentral ist hierbei der Gedanke des Brückenbauens zwischen Datensilos bzw. des Übersetzens verschiedener genutzter Datenformate.
Mit der Schnittstelle ORIF des Deutschen Bühnenvereins müssen Mitarbeitende in den Theatern und Orchestern weniger Zeit damit verbringen, Spielplandaten in unterschiedliche Eingabemasken zu tippen. Dank der automatisierten Datenübertragung sind die Daten immer auf dem aktuellsten Stand, ohne dass es zu einem Mehraufwand an Datenpflege kommt.
Um ORIF als Theater, Veranstaltungsplattform, Ticket-Agentur, Archiv usw. zu nutzen, erfolgt die einmalige Implementierung des offenen, lizenzkostenfreien Standards durch die beauftragte Webagentur oder Inhouse-IT in die jeweilige Webseite oder Systemumgebung – für ORIF selbst fallen keine Gebühren an.
Schnittstelle ORIF implementieren
Durch die Integration der Schnittstelle des Deutschen Bühnenvereins ORIF in Theater-Webseiten können Spielplandaten automatisch an Veranstaltungskalender, Archive, Onlineportale und andere Dienste übertragen werden - mühseliges Copy’n’Pasten und mehrfaches eingeben der Daten entfällt.
Um die Schnittstelle in eine Website zu implementieren, fallen einmalig Kosten für die Beauftragung der Webagentur an. Eine umfangreiche technische Dokumentation der JSON-Schnittstelle mit dem Code zur Implementierung für Webagenturen oder Inhouse-IT gibt es auf der Projekt-Webseite der Smarten Theaterdienste.
Die Schnittstelle ORIF
Das Ziel des Projekts bestand darin, auf Grundlage wissenschaftlicher Forschung interoperable Standards zu etablieren und konsequent an den Bedarfen der Kulturschaffenden auszurichten. Das Open Repertoire Interchange Format (ORIF) baut auf der weit verbreiteten Struktur von Schema.org auf, mit deren Hilfe Veranstaltungsdaten einheitlich erfasst und ausgetauscht werden können. Theaterspezifische Kategorien wurden dabei so ergänzt, dass sie den Empfehlungen der Gemeinsamen Normdatei (GND) entsprechen.
Technisch wird das so entstandene Datenmodell im JSON-Format zur Verfügung gestellt, da dieses eine einfache Integration in bestehende Systeme, eine effiziente Verarbeitung in Webanwendungen sowie die nahtlose Anbindung an APIs und den Datenraum Kultur ermöglicht.
Datenraum Kultur
Die »Smarten Theaterdienste« schaffen die Grundlage für eine digitale Vernetzung von offenen und geschützten Daten im Datenraum Kultur, die zukünftig die Verwaltung, Auffindbarkeit und Verbreitung von Kulturdaten wie zum Beispiel Spielplan-Daten von Theatern und Orchestern deutlich vereinfachen wird.
Das Bundesförderprojekt zur Entwicklung des »Datenraum Kultur « war eines von 18 Leuchtturmprojekten der Digitalstrategie der Bundesregierung. Er wurde von der Behörde für Kultur und Medien (BKM) der Freien und Hansestadt Hamburg, acatech - der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT sowie den Partner:innen der vier Use Cases »Vernetzte Kulturplattformen«, »Smarte Museumsdienste«, »Smarte Theaterdienste« und »Smarte Musikdienste« realisiert.
Wozu maschinenlesbare Spielpläne?
In Deutschland gibt es mehr als 1000 private und öffentlich getragene Theater, Orchester, Festivals und Gastspielhäuser - entsprechend groß ist auch die Anzahl der Dispositionsdaten, der ortsspezifischen Informationen zu den einzelnen Spielstätten und der unterschiedlich ausgestalteten Spielpläne. Diese Daten liegen bisher nicht in standardisierter Form vor, was Recherche- und Auswertungsmöglichkeiten erschwert.
Maschinenlesbare Spielpläne erleichtern die Entwicklung von Anwendungen, die dank verschiedener Filteroptionen passgenau und institutionenübergreifend das Suchen und Finden von Veranstaltungen erleichtern: Neben speziellen Formaten und Bedürfnissen diverser Zielgruppen können zukünftig auch Faktoren wie die Anreise mit dem ÖVPN berücksichtigt werden. Da die Spielpläne nach der einmaligen Einrichtung der Schnittstelle auf einer Vielzahl von Plattformen abgebildet werden können, erhöht sich die Sichtbarkeit auch kleinerer Theater, selbst wenn die personellen Kapazitäten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in den Häusern möglicherweise beschränkt sind.