Kathrin Mädler, Intendantin am Theater Oberhausen
Interview
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31. Oktober 2025

Vizepräsidentin: Lust auf Veränderung

Kathrin Mädler ist Intendantin am Theater Oberhausen und Vizepräsidentin des Deutschen Bühnenvereins. Sie hat als Mitglied des Think Tanks Transformation die Handlungsempfehlung Transformation statt Disruption: Zukunftspakt Bühne mitentwickelt. 

Dieses Kurzinterview führte DIE DEUTSCHE BÜHNE. Es wird in ihrer neuen Ausgabe Mitte November erscheinen (06/2025).

Was sind Ihrer Meinung nach die entscheidenden Stellschrauben an einem Theater, wenn es um Veränderungen in einem Betrieb geht?

Das Zusammenwirken hochmotivierter Kolleg:innen mit ihren starken Expertisen und ihrer Fantasie erzeugt täglich Transformationsenergie im Theaterbetrieb. Ein gemeinsamer Geist ermöglicht mutiges Entwickeln. Diese gemeinschaftliche Lust auf Veränderungen zu erhalten, ist die entscheidende Voraussetzung fürs Gelingen von Veränderungsprozessen in den Häusern. Dazu gehört auch, Projekte zu priorisieren und sich auf die zu konzentrieren, die man auch unter größtem Druck mit Sinn und Leidenschaft umsetzen und vertreten kann.

Was sind die größten Herausforderungen, denen sich die Bühnen in den kommenden Jahren stellen müssen?

In der Gleichzeitigkeit der drängenden Themen nicht die Zukunftslust und künstlerische Fantasie zu verlieren! Wie bleiben wir frei und kompromisslos in der Entwicklung künstlerisch-programmatischer Visionen zur Zukunft der Stadttheater unter dem Druck von Sparplänen? Wie finden wir in Verbindung mit dem Publikum eine starke, selbstbewusste Haltung zu den beunruhigenden politischen Entwicklungen? Wie bleiben wir weiterhin lebendig angesichts einer Welt, in der dringliche Strukturfragen permanent Aufmerksamkeit fordern?

Sie haben gemeinsam mit weiteren Theaterleitungen und Vertreter:innen der Rechtsträger im Think Tank die Strategie des Pakts mitentwickelt. Welche Rahmenbedingungen braucht es für eine Umsetzung, und welche Partner:innen müssen sich dafür zusammenfinden?

Es bedarf eines intensiven, dauerhaften Gesprächs zwischen Theater und Rechtsträger, in dem sich ein gemeinsames Bekenntnis zur Bedeutung des offenen Raums Theater für eine Kommune manifestiert. Nur in diesem Vertrauen kann man frei agieren und denken. Wir brauchen größere Bündnisse von Begeisterten, die für das Theater einstehen in einer Stadt. Und im weiteren politischen Raum muss Kultur mehr ins Bewusstsein vordringen – als lebenserhaltend für unsere Gemeinschaftlichkeit und unverhandelbar.

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